DER WERT DER KUNST

„Ich kann nichts dafür, dass meine Bilder sich nicht verkaufen lassen. Aber es wird die Zeit kommen, da die Menschen erkennen, dass sie mehr wert sind als das Geld für die Farbe.“ Vincent van Gogh”
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Und er hatte so Recht, denn heute sind seine Gemälde fast unbezahlbar. Hoffen wir, dass es anderen Künstler schon zu Lebzeiten gelingt, einen guten Preis zu erreichen, um davon auch Leben zu können.

Während zu Beginn des Mittelalters der Künstler noch der Zunft der Handwerker angehörte und dabei lediglich die Kosten für Materialien und Arbeitszeit gedeckt wurden, begann sich bereits gegen Ende ein erster Kunsthandel zu etablieren.
Die Maler begaben sich auf Reisen, um zum  einen von fremden Einflüssen zu profitieren, zum anderen um ihre Werke einem breiteren Publikum anbieten zu können und sich international einen Namen zu machen. Infolge des Aufkommens  einer neuen reichen Bürgerschicht im Paris des beginnenden 18. Jahrhunderts, entfaltete sich ein neues Verständnis von Kunst und die Anforderungen an jene, losgelöst von strengen akademischen Vorgaben. Es bildete sich eine Kennerschaft und Kunsthändler gaben vor, was man zu besitzen hatte, wodurch ihnen ein großer Einfluss auf den Marktwert der Gemälde zuteil wurde.

Auch heute ist „Kunst als Anlageform“ eine aktuelle Angelegenheit, womöglich eine  brisantere denn je. In unsicheren Zeiten interessieren sich Anleger für Inflationsgeschützte Sachwerte mit Potenzial auf Wertsteigerung. Immer häufiger fließt daher das Geld auch in Investments, die neben der emotionalen, ferner eine finanzielle Rendite versprechen.

Nicht umsonst erleben Kunstmessen einen Boom und nicht ohne Zufall ist ständig von Auktions-rekorden zu hören, bzw. zu lesen. Doch gibt es überhaupt eine Werthaltigkeit von Kunst? Was macht manche Kunsterzeugnisse so wertvoll, lässt andere im Vergleich jedoch wertlos erscheinen? Dass die Produktionskosten in den meisten Fällen nicht annähernd dem tatsächlichen Preis entsprechen, ist keine Neuigkeit. Laut Carsten Kunze seien es u.a. die Einzigartigkeit, sowie die Originalität, die den Wert eines Kunstwerkes nicht dem Preis entsprechen ließen. In letzterem spiegelt sich also der sozialer Rang eines Kunstwerkes.

Doch es ist wohl kaum möglich zu durch-schauen, welche Art von Kunst in Zukunft gefragt sein wird und wie sich dieser Faktor damit zusammenhän-gend auf den Preis der Kunstobjekte auswirken wird. Mit Sicherheit kann nur gesagt werden: Angebot und vor allem Nachfrage bestimmen den Preis. Im Folgenden soll die Werthaltigkeit von Kunst anhand zweier der wohl bekanntesten Künstler Leipzigs aufgezeigt werden: Werner Tübke ( 30. Juli 1929 – 27. Mai 2004 ) und Neo Rauch (18. April 1960).

Während ein großformatiges Gemälde von Werner Tübke vor 1989 noch für etwa 13.000-15.000 Ostmark anzuschaffen war, stieg der Preis für dasselbe Gemälde bis zum Jahr 1993 bereits auf einen Marktwert von 45.000 DM. Auch der Euro führte nicht zu einerWertminderung. Im Gegenteil. Innerhalb von  nur etwa 15 Jahren hat sich der damalige materielle Wert auf heute 45.000 Euro gesteigert. Dies müsste man auch heute für das damalig erworbene Gemälde ausgeben.

Ein weiteres, äußerst aktuelles Beispiel hierbei bilden die Gemälde Neo Rauchs. Längst füllen Ausstellungen mit seinen Werken die großen Museen, was sich auch in der Preisgestaltung bemerkbar macht. Anfang der 90er lag der Durchschnittspreis für ein mittel formatiges Gemälde beietwa 6000-12.000 DM, während zu heutiger  Zeit Beträge im sechsstelligen Bereich keine Seltenheit sind. Die große Begeisterung auch im Ausland wurde durch Roberta Smith, einer Journalistin der „New York Times“ ausgelöst.

Sogar in der immensen Kunstsammlung der Deutschen Bank in Frankfurt ist er vertreten. Auf die Idee von Kunst als Kapitalanlage wird schon auf deren Website angespielt: „Wir sind davon überzeugt, dass diese Kreativität die Quelle ist, aus der Innovation, Wachstum und Mehrwert entstehen.“ (Quelle:http://www.deutsche-bank.de/csr/de/kunst_und_musik.htm) Nicht umsonst wird von einem der mächtigsten Unternehmen Deutschlands, Unmengen von Geld in Kunstwerke gesteckt. In der Mitte der 1980er Jahren angefangen mit dem Kunstkonzept „Von Beuys bis zu den Jungen Wilden“, umfasst mittlerweile allein die Sammlung in Frankfurt inzwischen 60 Etagen, je Turm. Nicht umsonst fällt in diesem Zusammenhang der Begriff „kulturelles Kapital“. (Quelle:http://www.zeit.de/2007/19/Kulturelles_Kapital)

Es scheint nicht verwunderlich, dass in Zeiten von Wirtschafts- und Finanzkrisen der Wunsch nach einer gesicherten Wertanlage immer größer und aktueller wird. Der Kunstmarkt wächst jährlich um 7-10 % und durch ihn eröffnen sich immer größere Chancen auf internationalen und globalen Erfolg. Und wieder spielt die Originalität eine entscheidende Rolle: Das Unikat eines Künstlers ist, im Gegensatz zu manch anderen Wertobjekten, für Reproduktionen ungeeignet. Der Markt muss sich dieser Knappheit des
Gutes anpassen, da ein wachsendes Interesse nicht durch Erweiterung des Angebotes befriedigt werden kann.

Text von Bodo W. Hellmann und Marina Grass